Liebe Mitglieder, in der Außenwelt der Prävention von Herzkreislauferkrankungen hat sich in letzter Zeit sehr viel getan. Für die Lipide gelten nach den neuen Leitlinien der europäischen Fachgesellschaften ein neuer Normwert für das LDL: Es wurde das LDL für Gesunde auf 115 mg/dl abgesenkt. Damit sind viele von Ihnen von einem zu hohen LDL-Cholesterin plötzlich betroffen. Also gilt es, nichtmedikamentöse Maßnahmen zu ergreifen, bevor die sogenannten Statine zur Hemmung der körpereigenen Cholesterinproduktion zum Einsatz kommen. Beim Kohlenhydratstoffwechsel gibt es einen neuen prognostischen Quotienten aus den Blutfetten: Triglyzeriden/HDL, der bei Männern 2,8 und bei Frauen 1,9 nicht überschreiten soll. Wenn bei Ihnen dieser Indikator positiv ist, lohnt es sich, auch einen oralen Glukosetoleranztest durchführen zu lassen. Beim Blutdruck wurden die Normgrenzen in den USA von 140/90 mmHg auf 130/80 mmHg abgesenkt. Das wird auch bald bei uns kommen. Deswegen werden auch viele von Ihnen dann von einem zu hohen Blutdruck betroffen sein. Bei all diesen Problemen hilft Ihnen der Präventionssport, insbesondere im Ausdauerbereich. Deswegen bieten wir im Frühjahr auch einen neuen Laufkurs an. Noch wichtiger als der Ausdauersport ist die Reduktion des Körpergewichts, gemessen an der Fettverteilung: Hier sollte der Bauchumfang bei Männern 94 cm und bei Frauen 80 cm nicht überschreiten. Der krankhafte Bereich wird bei Männern ab 102 cm und bei Frauen ab 88 cm er- reicht. Hoffentlich hat jeder von Ihnen ein Maßband zu Hause! Als Hilfestellung, auch beim Blutdruck, wird in den nächsten Monaten Herr Dr. Daniel Hessling einige Messungen in den Kursen durchführen und Sie persönlich beraten – Damit Sie nichtmedikamentöse Maßnahmen, zu denen auch immer eine Umstellung der Ernährung gehört, optimal verfolgen können, werde ich wieder Vorträge in diesen Bereichen halten. Jeder Mensch hat viele hundert Muskeln, die jede Bewegung ausführen helfen. Die Gesamtmasse der Muskeln – bei Männern etwa 40 kg, bei Frauen etwa 28 kg hat weitere wichtige Funktionen im Körper; man bezeichnet sie dann auch als endokrines Organ, also eine Art hormonproduzierende Drüse. Die Botenstoffe bezeichnet man als Myokine, die bei Aktivierung der Muskulatur freigesetzt werden. Im Fettstoffwechsel bewirken sie eine Verbesse- rung des Abbaus von Fettsäuren, eine Vermehrung der Mitochondrien, also der Kraftwerke der Zellen. Auch wird die Regeneration der Muskulatur gefördert und gleichzeitig die Entzündungsreaktion im Körper gedämpft. Schon lange bekannt sind günstige Anpassungen des Fett- und Kohlenhydratstoffwechsels auf Ausdauertraining. Man beobachtet eine Steigerung der Immunabwehr gegenüber banalen Infekten nach moderatem Ausdauer- training, dagegen die vermehrte Anfälligkeit für banale Infektionskrankheiten nach muskulärer Überlastung, wie beispielsweise nach einem intensiven Training oder Wettkämpfen. Wenn man die Muskulatur regelmäßig trainiert, fühlt man sich viel stabiler und leistungsfähiger. Mehr Muskulatur im Alter stellt die einzige Möglichkeit dar, die innere Uhr zurückzudrehen, quasi ein Jungbrun- nen, insbesondere bei Männern durch eine Erhöhung des Testosteronspiegels. Die Freisetzung von Serotonin bei muskulärer Arbeit wirkt antidepressiv. Neue Verknüpfungen im Gehirn finden sich bei muskulärer Aktivität. Kognitive Funktionen werden somit verbessert, es kommt zu einer Optimierung der Informationsverarbeitung. Neu ist auch ein Myokin, das die Stressempfindlichkeit des Gehirns herabsetzt. Die Innenwelt der Prävention, also das Vereinsgeschehen, ist durch ausgeprägte Expansion der Kurse und Mit- glieder gekennzeichnet – und das ganz ohne Werbung. Unsere ehrenamtlich Tätigen, die für die Finanzen, die Kommunikation und Mitgliederverwaltung zuständig sind, sind hochgradig belastet und freuen sich über jede Unterstützung. Werden Sie deshalb nicht ungeduldig, wenn bei Klagen, Fragen oder Anregungen eine schnelle Antwort oft nicht möglich ist. Im Namen sämtlicher Vorstandsmitglieder danke ich Ihnen für Ihr Verständnis und freue mich, wenn Sie Ideen für präventive oder sekundärpräventive Maßnahmen dem Vorstand nahebringen. Prof. Dr. med. H.-Ch. Heitkamp |